Ohne Kunst und Kultur wird es still – Sonderaktion

Pionierinnen-Postkarten-Edition mit 13 Fototriptychen

 

 

2020 sollte ein Jubiläumsjahr für den deutschen Frauenfußball werden. Zumindest was Veranstaltungen wie Ausstellungen angeht, kann man nicht von einem großartigen Jahr sprechen.
Glücklicherweise konnte die „Pionierinnen“ -Ausstellung des Südwestdeutschen Fußballverbandes und des Museums Alzey trotz der Unsicherheiten und Einschränkungen erfolgreich stattfinden, auch wenn durch Budgetkürzungen über 70% der Teilprojekte abgesagt werden mußten.

Bleibt die Hoffnung, dass Städte, Gemeinden, Vereine, Verbände diese Feiern 2021 nachholen können – gerne mit den „Pionierinnen des deutschen Frauenfußballs“.

Die Geschichte der „Pionierinnen des deutschen Frauenfussballs“ gibt es jedoch nicht nur als Ausstellung sondern auch in Form des Ausstellungskataloges. Da in nächster Zeit keine Ausstellungen möglich sind, gibt es nun den Katalog zum Sonderpreis für 12€ statt 18€, zzgl. Versand.

Und es gibt doppelten Grund zu feiern, denn das „Pionierinnen- multimediaprojekt“ startete vor 10 Jahren.
Deshalb gibt es für Ausstellungskatalog und die Postkarten-Edition zum Specialpreis von 20€ zzgl. Versand.

Der Kauf des Kataloges und der Postkarten-Edition ist gleichzeitig auch eine wertvolle Unterstützung des Ausstellungsprojektes.

Die Bestellung kann per Mail an guenther@sportartproject.de oder persönlich unter 0172/ 6727762 gemacht werden.

50 Jahre Frauenfussball im DFB

Die Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland beginnt natürlich nicht erst mit der offiziellen Anerkennung des DFB im Jahre 1970. Dass sich der DFB überhaupt zu diesem Schritt entschlossen hat oder besser genötigt sah, ist der Verdienst all jener Fußballerinnen, die sich trotz des Verbotes oder spöttischer Bemerkungen der Männer, nicht davon abhalten ließen ihrer großen Leidenschaft nachzugehen.

Die nachfolgende Zeitschiene skizziert in Kurzform die Entwicklung des
“ Damenfussballs“ bis 1970. Nachzulesen auch in dem Ausstellungskatalog „Pionierinnen des deutschen Frauenfussballs“ .

1930 Der erste deutsche Damenfußballclub, der 1. DFC Frankfurt, wird von Lotte Specht gegründet. Die Kabarettistin will zeigen, dass Frauen ebenso Fußball spielen können wie Männer. Auf ihre Anzeige melden sich 40 Frauen, aus denen zwei Teams entstehen, allerdings nur für ein Jahr, Presse und DFB machen massiv Gegenstimmung.

1936 Der DFB wird als „Fachamt Fußball“ gleichgeschaltet, offiziell spricht sich der Nationalsozialistische Reichs- bund für Leibesübungen gegen Frauenfußball aus, der „nicht dem Wesen der Frau“ entspräche, genau wie Boxen, Skispringen, Radrennen u.a. – stattdessen werden „anmutige“ Sportarten wie Gymnastik und Turnen empfohlen.

1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland Grundgesetzliche Festschreibung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern
Neugründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Stuttgart

1951 Gründung der Damenfußballmannschaft Blau-Weiß Oberhausen

1955 Damenfußballteams werden gegründet, besonders im Ruhrgebiet;
in Holland existieren zu jener Zeit 13 Damenfußball-Clubs.
Am 30. Juli 1955 verbietet der DFB den Damenfußball: Vereinen wurde es nicht gestattet Damenfußball-Abteilungen zu gründen, der Zugang zu den Fußballplätzen wurde verweigert. Im Spiel der Kickerinnen von DFC Duisburg-Hamborn gegen Gruga Essen räumt  die Polizei den Platz nach 20 Minunten.

1956 Aus „Interessengemeinschaft für Damenfußball“ wird „Westdeutscher Damen-Fußball-Verband“ e.V., später „Deutscher Damen-Fußball-Bund“, Vorsitz Willi Ruppert.
Am 23. September findet das erste Länderspiel der Damen Deutschland – Holland in Essen vor 18.000 Zuschauern statt; Deutschland gewinnt. Das positive Presseecho richtet sich teilweise gegen das DFB-Verbot.

1957 Am 25. März findet das zweite Länderspiel der Damen
Westdeutschland – Westholland in München vor
begeisterten 17.000 Zuschauern statt;
DFB kritisiert Stadt München wegen Durchführung des Spiels.
Selbsternannte „EM“ in Berlin: Organisationsmängel und Betrugsverdacht lösen Kritik aus.

Länderspielplakate von 1957 im Erinnerungsalbum der Dortmunder Fussballpionierin Renate Bress (SportART/ Archiv R. Bress)

1963 Erster Fußball-Lehrgang für angehende Lehrerinnen
des Niedersächsischen Fußballverbandes 1972;
70 Länderspiele der Frauen werden verzeichnet, Frauen spielen
teilweise „illegal“ in Vereinen. 1973

1965 Pionier-Verein „Fortuna Dortmund 1955“ löst sich auf

1968 Der hessische Pionier-Verein Oberst Schiel 1974
wird gegründet;
Gründung der BSG (Betriebssportgruppe) Dresden- Mitte Empor durch Vladimir Zwetkow: mit unerwartetem Zulauf;
Gründung der BSG Chemie Leipzig nach Anfrage von Waltraud Horn beim Deutschen Turn- und Sportbund

Artikel in der Frankfurter Rundschau von 1968: Oberst Schiel gegen SG Franken 66 ( SportART/ Archiv F. Stang)

 

1969 Am 4. August findet das erste Frauenfußballspiel  in der DDR statt: Empor Dresden-Mitte gegen Empor Possendorf vor 1. 600 Zuschauern;
Gründung weiterer Frauenfußballteams in der DDR;

1970 Erstes internationales Damen-Fußballturnier in Bad Neuenahr mit 12 Teams, 1971 mit 16 Teams, 1974 mit 40 Teams aus der ganzen Welt;

7. bis 15. Juli die erste inoffizielle Frauenfußball-WM in Italien, gesponsert von Martini & Rossi; SC 09 Bad Neuenahr vertritt Bundesrepublik

31. Oktober DFB hebt Frauenfußball-Verbot auf
Regeln: Frauen spielen nur 2 x 30 Min., leichter Jugendball, Verbot von Stollenschuhen

Unter dem Motto „Es begann in Travemünde…“ gewährt der DFB
dazu einen Einblick in seine Tagungsprotokolle:
https://www.dfb.de/flyeralarm-frauen-bundesliga/news-detail/frauenfussball-es-begann-in-travemuende-221096/

Erinnerungsstücke von der Dortmunderin Margarete Eisleben. (SportART/ G.Bauer)
Fussballtrikot der Dortmunder Pionierinnen
Fussballtrikot der Dortmunder Pionierinnen
Fußballschuhe der Dortmunder Pionierin Christa Kleinhans, die Geschichte schrieben.
Aus dem Erinnerungsalbum der Dortmunder Pionierin Renate Bress (SportART/ Archiv R. Bress)
„Mannschaft“ der Fortuna 55 Dortmund. (SportART/ Archiv R. Bress)

! Nie Wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball

 

Im Vorfeld des Erinnerungstages um den 27. Januar 2019 organisierte die Initiative !NIE WIEDER die 2. Frankfurter Versammlung im deutschen Fußball. Vom 11.-13. Januar 2019 trafen sich über 200 Teilnehmer*innen aus den Vereinen, Verbänden oder Fanszenen in Frankfurt um über Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und sexualisierte Gewalt zu diskutieren.
Seit 15 Jahren organisiert die Initiative !NIE WIEDER – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ den bundesweiten Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, der 2019 am 19. Spieltag stattfinden und in vielen Städten und Stadien von lokalen Veranstaltungen begeleitet wird.

weitere Infos auch unter  www.erinnerungstag.de; www.fussball-kultur.org;

 

Oded Breda zusammen mit Tom Koster von Fortuna Düsseldorf. Im Zeitzeugenforum, das Tom Koster moderierte, berichtete Oded Breda über seine eigene Spurensuche. Seine Familie wurde nach Theresienstadt verschleppt und in Auschwitz ermordet. Der Dokumentarfilmes „Liga Terezin“ berichtet über die Geschichte der Fam. Breda und die Fußballligen der Häftlinge im Konzentrationslager Theresienstadt. Durch Zfall wurde Oded Breda auf ein Fußball-Plakat aus den 1930er Jahren aufmerksam, dass den Bruder seines Vaters als Fußballer im Lager „Theresienstadt“ zeigte.

Erste DFB-Pressekonferenz mit Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg

 

DFB-Pressekonferenz anlässlich der offiziellen Vorstellung der neuen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und ihres Trainerteams.
Vorgestellt wurde die ehemalige 125-fache Nationalspielerin und ehemalige Bundestrainerin des schweizerischen Frauen-Nationalteams von DFB-Präsident Reinhard Grindel, Oliver Bierhoff, dem DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie, sowie dem sportlichen Leiter Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou. Martina Voss-Tecklenburg soll das Frauen-Nationalteam wieder an die Weltspitze zurückführen. Die Ansprüche an sie und die Spielerinnen sind hoch. Ihre persönlichen Werte hatte sie in einem Interview für die „Pionierinnen“-Ausstellung klar definiert (s. Foto).
Sich selbst charakterisiert sie als sehr ehrgeizig , emotional und als eine Teamplayerin. Mal sehen, was sie von ihren Spielerinnen erwartet…

 

 

 

Die „Fußball-Pionierin“ Martina Voss-Tecklenburg wird neue Bundestrainerin

Morgen Freitag, den 30.11.18 erfolgt die offizielle Einführung der neuen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit einer Pressekonferenz in den heiligen Hallen des DFB. Nachdem Horst Hrubesch als „Interimstrainer“ das Frauen-Nationalteam wieder auf Erfolgkurs gebracht hat, lastet der Druck ab morgen auf den Schultern der ehemaligen Spielerin und Trainerin des FCR 2001 Duisburg.

Für die "Pionierinnen"-Ausstellung konnte ich Martina Voss-Tecklenburg auf dem Schulhof der Gesamtschule Meiderich in Duisburg fotografieren. Mit 5 Jahren klettert mit ihrem Brüdern über den Zaun in den Schulhof um Fußball zu spielen. Im Schwimmbad entdeckt sie ein Vereinstrainer, doch erlaubte die Mama der "zarten Martina" zunächst nicht ihrer Leidenschaft nachzugehen. Mit 15 Jahren wurde sie mit KBC Duisburg zum ersten Mal den DFB-Pokal und zwei Jahre später die "Deutsche Meisterschaft". Für ihre sportlichen Erfolge erhielt die 126 - fache Rekordnationalspielerin die höchsten sportlichen Auszeichnung , das "Silbernen Lorbeerblatt".

Für die „Pionierinnen“-Ausstellung konnte ich Martina Voss-Tecklenburg auf dem Schulhof der Gesamtschule Meiderich in Duisburg fotografieren. Mit 5 Jahren klettert sie mit ihrem Brüdern über den Zaun in den Schulhof um Fußball zu spielen. Im Schwimmbad entdeckt sie ein Vereinstrainer, doch erlaubte die Mama der „zarten Martina“ zunächst nicht ihrer Leidenschaft nachzugehen.

Mit 15 Jahren wurde sie mit KBC Duisburg zum ersten Mal den DFB-Pokal und zwei Jahre später die „Deutsche Meisterschaft“. Für ihre sportlichen Erfolge erhielt die 126 – fache Rekordnationalspielerin die höchsten sportlichen Auszeichnung , das „Silbernen Lorbeerblatt“.

SEITENWECHSEL

Fußball als globales Phänomen wird mittlerweile als Event vermarktet und erfolgreich verkauft. Fußball ist ein ökonomischer Machtfaktor und besitzt große mediale Bedeutung. Das Spiel mit dem Ball fasziniert Menschen jeglichen Alters, jeglicher Herkunft und auch jeglichen Geschlechts und jeglicher sexueller Orientierung? 1974: „Das geht nicht! Mädchen spielen keinen Fußball!“, sagte meine Oma.

„2011 von seiner schönsten Seite“, sagen die Vermarkter der Frauen-WM in Deutschland.
Fast vier Jahrzehnte liegen zwischen diesen beiden Aussagen. Meine Oma wollte mich 1974 nicht spielen lassen, weil es sich für Mädchen nicht gehörte, zu kämpfen oder auf dem Rasen herumzurutschen. Das war damals ein Sport für die Jungen und Männer und für die „Mannweiber“.

Pionierinnen des deutschen Frauenfussballs

Und heute?
Heute scheint es so, als würde es die „Mannweiber“ von gestern nicht mehr geben, weil ja heute die „schönen“ Frauen Fußball spielen, es gibt sogar eine schlanke, langhaarige, blonde Barbie, die Fußball spielen kann. Es werden viele Anstrengungen unternommen, um den Frauenfußball wegzubringen vom Klischee des Lesbensports. Dabei ist Fußball, sowohl auf dem Feld als auch in den Fankurven, ein Reservat, ein Schutz- und Rückzugsraum für überkommene Männlichkeitsvorstellungen. Der letzte Ort, an dem „wahre Männlichkeit“ gelebt werden kann. Diese Männlichkeit des Fußballs wird über die Abgrenzung zu Frauen und Schwulen und damit durch Sexismus und Feindlichkeit gegenüber Schwulen und Lesben erreicht. Schlechte Spieler werden als „Mädchen“ oder „Schwuchtel“ bezeichnet. Fußballspielende Frauen sind, auch heute noch, „Mannweiber“ oder „Lesben“.
Auf und um den Platz können unterschiedlichste Verhaltensweisen ausgelebt werden, ohne dass Fans oder Spieler als unmännlich gelten. Hier wird von den fußballerischen Kräften der Vermännlichung gesprochen, durch die z.B. ein metrosexueller David Beckham oder auch Männer mit Mädchenhaarbändern männlich erscheinen.
Fußballspielende Frauen treffen diese vermännlichenden Kräfte somit auch, und wer nicht als lesbisch oder „Mannweib“ gelten will, muss sich möglichst nah heranarbeiten an die gängigen Klischees von einer schönen heterosexuellen Frau.
Gesprochen wird offen kaum bis gar nicht über die sexuelle Orientierung und das gilt erstaunlicherweise sowohl für den Männer- als auch für den Frauenfußball.

©  2011 Tanja Walther-Ahrens
Auszug aus dem Ausstellungskatalog „Pionierinnen des deutschen Frauenfußballs“ erschienen 2011 im LEGAT Verlag; ISBN 978-3-932942-38-9.
Die Autorin Tanja Walther-Ahrens ist Sportwissenschaftlerin und spielte früher in der Frauenfußball-Bundesliga.  Sie engagiert sich in der European Gay and Lesbian Sport Federation (EGLSF). Ihr Buch „SEITENWECHSEL – Coming out im Fußball“ erschien 2011 im Verlag Gütersloh; ISBN 978-3-579066-99-8